Informationsreise nach Plovdiv, Bulgarien

Mit dem Europaausschuss in Europas Kulturhauptstadt 2019

Zusammen“. Auf dieses ebenso einfache wie vielsagende Motto hat man sich im bulgarischen Plovdiv als Kulturhauptstadt Europas 2019 geeinigt. Und damit hat die Stadt mit ihren vielen Ethnien und kulturellen Einflüssen die EU überzeugen können. Was dieses Motto konkret bedeuten soll, und ob man von den erfolgreichen Bewerbern vom Balkan etwas lernen kann, das konnten wir Mitglieder des Europaausschusses des Bayerischen Landtags bei unserer Informationsfahrt vor Ort herausfinden.

Dabei stellt sich schnell heraus: Wie immer ist alles kompliziert und einfach zugleich. Einig ist man sich, dass sich der Titel „Kulturhauptstadt“ für Plovdiv und seine über 500.000 Einwohner gelohnt hat. Viele historische Gebäude waren in schlechtem Zustand und wurden saniert, archäologisch wertvolle Orte sind in Stand gesetzt und in das Stadtbild integriert worden. Und die zuständige Stiftung „Plovdiv 2019“ rechnet mit über 1,5 Millionen Besuchern aus dem Ausland, die die Wirtschaft ankurbeln.

Dennoch gibt es unter den Beteiligten einige Kontroversen. Die Initiatoren für die Bewerbung haben sich mittlerweile alle zurückgezogen – sie werfen der Politik vor, den ganzheitlichen Ansatz nur unvollständig zu verfolgen.

Das Projekt Kulturhauptstadt hat die Zivilgesellschaft gestärkt. Am auffälligsten im ehemaligen Problemviertel Kapan, dem Pilotprojekt der Initiatoren für die Bewerbung als Kulturhauptstadt. Heute ist das ein lebendiger, bunter Stadtteil, in dem das Motto „Together“ tatsächlich gelebt wird. Die Ladenzeilen der Häuser wurden für ein Jahr sozialen Initiativen, innovativen Startups, kreativen Projekten überlassen. Einmal im Monat muss eine kulturelle Veranstaltung in jedem Laden stattfinden. Falls am Jahresende belastbare Geschäftsmodelle vorgelegt werden, sollen die Läden weiterhin günstig vermietet werden.

Nur teilweise ist es jedoch gelungen, die Roma als größte Minderheit in das Konzept und darüber hinaus nachhaltig in die Stadtgesellschaft einzubinden. So sollte die Roma-Siedlung Stolipinowo mit seinen geschätzt 80.000 Einwohnern ein Kulturzentrum erhalten und die Insel im Fluss Maritsa zu einem Kreativ-Viertel ausgebaut werden – davon ist nichts übrig. Das wird schon bei der Fahrt durch Stolipiwono deutlich. Marode Gebäude, wilde Müllhalden, viele Menschen, die offenkundig nichts zu tun haben – so sieht die Realität für Roma aus, auch in dem Jahr, in dem Plovdiv Kulturhauptstadt Europas ist.

Ingesamt jedoch wurde bei unserem Besuch klar: Das Projekt Kulturhauptstadt hat die Zivilgesellschaft gestärkt. Vielleicht gerade weil es viele Diskussionen mit der Politik um die richtige Umsetzung des Mottos „Together“ gegeben habe.

Einen ausführlichen Bericht der Reise sowie weitere Fotos findet ihr hier.

Kalender

Uups, kein Eintrag vorhanden.